PFAS – darum geht es
Bern, 30. September 2024 – Das Thema PFAS beschäftigt die Unternehmen und den Markt aktuell stark. Gerne gibt der Verband in kurzen Worten einen Überblick über die Sachlage und Aktivitäten.
Was sind PFAS?
Bei Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) handelt es sich um eine Gruppe von mehreren tausend synthetischen Industriechemikalien. Seit den 1970er-Jahren werden sie in grossem Umfang in verschiedenen Produkten eingesetzt. Viele PFAS sind fett-, schmutz- und wasserabweisend und thermisch und chemisch äusserst stabil. PFAS sind jedoch problematisch in der Umwelt und teilweise auch für die Gesundheit, da sie nahezu nicht abbaubar sind. PFAS werden daher auch als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet (mehr Infos: BAFU PFAS). Das Thema ist seit Jahren bekannt. Inzwischen wurde jedoch medial verstärkt berichtet, dass PFAS unter anderem im Wasser und im Fleisch nachgewiesen wurden. Die Politik hat das Thema in einzelnen Kantonen und auf Bundesebene aufgenommen, in der Europäischen Union werden bereits Massnahmen umgesetzt (mehr Infos: Vorgehen).
Vorgehen der Behörden
Die EU hat am 19. September beschlossen, den Einsatz einer Untergruppe der PFAS – so genannte PFHxA und PFHxA-verwandte Stoffe – zu beschränken. Diese werden innerhalb der nächsten fünf Jahre für Textilien (z. B. Regenwesten), Lebensmittelverpackungen, für Gemische (z.B. Imprägniersprays), Kosmetika und in einigen Feuerlöschschaum-Anwendungen verboten. In Halbleitern, Batterien oder Brennstoffzellen für Wasserstoff dürfen die PFHxA weiterhin eingesetzt werden. Nebst dieser jüngsten Massnahme prüft die Europäische Chemikalienagentur auf Antrag von Regierungen aktuell ein generelles Verbot von PFAS.
Auch die Schweiz – das Bundesamt für Umwelt – prüft Massnahmen zur Eindämmung der PFAS, dazu gehört zumindest eine Anpassung der Grenzwerte (mehr: Recht).
Bundesämter preschen vor
Aufgrund der politischen und medialen Reaktionen auf das Thema in den letzten Monaten haben das Bundesamt für Verkehr (BAV) zu Handen der Bahnunternehmen sowie das Bundesamt für Strassen (ASTRA) in einem Schreiben angekündigt, dass sie auf ihren Baustellen keine PFAS-belasteten Stoffe mehr einsetzen sollen und wollen. Dies noch bevor das Bundesamt für Umwelt die Prüfung von neuen Massnahmen abgeschlossen hat. Inzwischen haben die Ämter auf Druck der Verbände von Bauenschweiz ihre Aussagen etwas relativiert.
Aktuell gilt gemäss ASTRA für die Strasse:
Laufende Werkverträge gelten, wie sie unterzeichnet wurden. Im gegenseitigen Einvernehmen oder freiwillig eingesetzte, PFAS-freie Alternativen werden vom ASTRA unterstützt.
Bei laufenden und zukünftigen Bauprojekten wird bis Mitte 2025 der Einsatz von PFAS-freien Bauprodukten empfohlen. Im Fokus stehen insbesondere Beton- und Spritzbetonprodukte.
Das ASTRA wird das Baustellenabwasser im Rahmen eines Monitorings kontrollieren. Wenn Auswirkungen festgestellt werden, sollen alternative Produkte in Absprache zwischen dem Bauherrn, den ausführenden Unternehmen und den Lieferanten geprüft werden.
Auf den Sommer 2025 hat das ASTRA ein detailliertes Konzept für den Ausstieg aus PFAS-haltigen Produkten angekündigt. Dieses Konzept soll ein Vorgehensplan («Roadmap») sowie Kontrollmechanismen beinhalten.
Für die Bahn gilt:
Lieferanten sollen bei den Herstellern Informationen zu den PFAS-Gehalten in den Produkten anfragen, schreiben die SBB. Bei Tunnelprojekten oder anderen grossen Ingenieurbauwerken mit relevanten Mengen an Beton, Additiven und Zuschlagsstoffen sowie vorfabrizierten Betonelementen und -produkten werde der Einsatz von PFAS-belasteten Produkten mit Augenmass betrachtet.
Bei künftigen Ausschreibungen wird die SBB im Submissionstext jedoch verlangen, dass die Unternehmer Bescheinigungen ihrer Lieferanten bezüglich PFAS-Freiheit in ihren Produkten beizubringen haben. Falls keine Alternativen zu PFAS-haltigen Produkten existieren, ist ein Antrag an die SBB zu stellen.
Was tut der Verband?
Es bestehen noch zahlreiche Unsicherheiten, inwiefern und wie stark unsere Branche und die Baustoffe sowie das Recycling von der Thematik betroffen sind. Der Verband nimmt das Thema ernst und hat daher eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um ein grundsätzliches Bild der Lage zu erhalten. Auf Basis dieses Berichts wird in den nächsten Wochen das weitere Vorgehen in den Fachkommissionen und im Vorstand diskutiert. Die Verbände stehen zudem in Kontakt mit den zuständigen Bundesbehörden. Die Mitglieder werden wieder informiert, sobald relevante Informationen vorliegen. Falls Sie Fragen haben, steht die Geschäftsstelle gerne zur Verfügung.